Kollegiale Unterrichtshospitation
Welche Qualität hat mein Unterricht? Was begünstigt oder behindert den Erfolg meines Unterrichts? Jahrelanges, einsames Unterrichten kann betriebsblind machen. Die kollegiale Unterrichtshospitation ist eine erfolgreiche Methode, dies zu verhindern und den Unterricht nachhaltig zu verändern. Kernstück der kollegialen Unterrichtshospitation ist die kriteriengestützte Beobachtung des Unterrichts mit anschließendem Feedback durch eine gleichgestellte Kollegin.
Das Ziel ist eine Verbesserung des Unterrichtshandelns und damit der Unterrichtsqualität sowie die Verbesserung der Feedback-Kultur, der Kooperationskompetenz und der Teamfähigkeit der Lehrkräfte. Die zentrale Funktion besteht darin, auf der Basis von konkreten Beobachtungsaspekten über den eigenen Unterricht nachzudenken und aus dieser Reflexion Schlussfolgerungen für zukünftigen Unterricht zu ziehen.
Kollegiale Unterrichtshospitationen bieten Lernmöglichkeiten für alle Beteiligten: Zuschauerin und Akteurin. Sorgfältig geplant und durchgeführt, können Hospitationen den Aufbau einer Teamkultur fördern. Unabdingbare Voraussetzung sind allerdings Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung, Bereitschaft zum Austausch, Entwicklung einer Feedback-Kultur und Regelmäßigkeit in den Unterrichtsbesuchen.
Aspekte für eine kollegiale Unterrichtshospitation
- Fortbildung findet dort statt, wohin sie zielt: im Unterricht.
- Beobachtende und Beobachtete reflektieren „auf Augenhöhe“ ihr Unterrichtshandeln und seine Wirkungen.
- „Blinde Flecken“ werden aufgedeckt.
- Die Stärkung der Selbstkompetenz befördert Berufszufriedenheit und Gesundheit.
- Ein gemeinsames Qualitätsverständnis im Kollegium wird entwickelt.
Hospitationszyklus
1. Vorbereiten:
- Modalitäten besprechen
- Beobachtungsschwerpunkte formulieren
2. Unterricht durchführen:
- Beobachten
- Protokollieren
3. Nachbesprechen:
- Rückmelden
- Unklarheiten klären
- Erkenntnisse gewinnen
4. Umsetzen:
- Unterricht vorbereiten (Planen, Handeln)
Praktische Hinweise
Eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der kollegialen Unterrichtshospitation ist die Unterstützung durch die Schulleitung. Sie sorgt dafür, dass die hospitierende Lehrkraft vertreten wird und dass zeitnah das Auswertungsgespräch stattfinden kann.
Stellen Sie das Thema „Kollegiale Unterrichtshospitation“ auf einer Einführungsveranstaltung für alle Lehrkräfte an Ihrer Schule vor.
Versuchen Sie, mögliche Vorurteile und Ängste gegenüber dem Verfahren abzubauen, indem Sie die Vorteile herausstellen. In der Schweiz z. B. werden kollegiale Unterrichtshospitationen schon seit vielen Jahren zur Burn-Out- Prävention durchgeführt. Beginnen Sie mit den Kolleginnen, die freiwillig an kollegialen Unterrichtshospitationen teilnehmen wollen.
Berücksichtigen Sie bestimmte Verfahrensregeln:
- Mindestens zwei Lehrkräfte bilden ein Hospitationsteam. Die Wahl der Teampartnerinnen erfolgt auf freiwilliger Basis, da Vertrauen eine unabdingbare Gelingensbedingung ist.
- Bei jeder Hospitation werden zwei Beobachtungsschwerpunkte, die die Akteurin festlegt, dem Zuschauer rechtzeitig vorher schriftlich mitgeteilt.
- Die Beobachtungen zu den zwei Schwerpunkten werden auf dem Beobachtungsbogen festgehalten.
- Die Nachbesprechung dient (fast) ausschließlich der Besprechung der beiden Beobachtungsschwerpunkte.
Hier erhalten Sie genauere Informationen und Unterstützung:
Mit Beginn des Schuljahres 2009/10 startete die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein Modellvorhaben „Kollegiale Unterrichtshospitation zur Qualitätsentwicklung des Unterrichts in der Schulanfangsphase (KUQS)“. Je zwei Lehrkräfte aus zwei Schulen hospitieren gegenseitig unter Berücksichtigung selbst ausgewählter Beobachtungskriterien. Die Projektmitarbeiterinnen haben eine i-Box mit Informationen und Indikatoren für die kollegiale Unterrichtshospitation entwickelt, die Kolleginnen und Kollegen nach einer Einführung in die Prinzipien kollegialer Hospitation erhalten können.
Literaturhinweise/Internetadressen
- Buhren, Claus: Kollegiale Hospitation, Kronach: Carl Link 2011.
- Fitzner, Susanne/Thomas, Lutz: Das Lehrerhandbuch, Kapitel C 6.3, Gegenseitiges Hospitieren als Chance, Berlin: Hueber 2006.
- Ludwig, Marianne/Kempfert, Guy: Kollegiale Unterrichtsbesuche, Besser und leichter unterrichten durch Kollegen-Feedback, Weinheim und Basel: Beltz 2010.
- bildungsserver.berlin-brandenburg.de/kuqs.html
(Jutta Schwenke/Jens Kunert in: Gute Schule)
Redaktionell verantwortlich: Katharina Wucke, SenBJF
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.