Leseflüssigkeitstraining für die Jahrgangsstufen 2 bis 10
Dieses Lautlese-Training ist eine Variante des begleitenden Lautlesens. Die Schülerinnen und Schüler hören ein Hörbuch und lesen simultan (halb-)laut in einem Buch mit. Das Hörbuch übernimmt sozusagen die Rolle des Lesemodells, das angemessenes Tempo, Betonung usw. demonstriert. Auch Elemente des wiederholenden Lautlesens können bei diesem Training integriert werden: Man kann Passagen des Hörbuchs, die man noch einmal lesen möchte, ohne Probleme erneut abspielen.
In den angelsächsischen Ländern wird das „Listening-while-Reading“ schon seit vielen Jahren genutzt. Der Methode werden deutliche Effekte zugewiesen. In Deutschland bekommt das Thema erst seit Kurzem Aufmerksamkeit. Eine empirische Studie von Steffen Gailberger, Universität Lüneburg, zeigt, dass das Training mit Hörbüchern die Leseflüssigkeit, die Lesemotivation und das Textverstehen fördert. „Spätestens nach sechs Wochen des simultanen Lesens und Hörens von Buch und Hörbuch steigert sich die Leseflüssigkeit in einem Maße, das den Lernzuwachs von durchschnittlich zwei Schuljahren erreicht.“ (Gailberger, 2011, 22).
Textauswahl
Für dieses Lautlese-Training benötigt man Hörbücher mit Lesungen. Hörspiele mit wechselnden Sprechern, Geräuschen und Hintergrundmusik eignen sich nicht. Bei der Auswahl sollte auf die Qualität der Sprecher bzw. Sprecherinnen geachtet werden. Die Hörbücher sollten ungekürzt sein, also die komplette Buchvorlage sollte vorgelesen werden. Empfehlenswert sind witzige Geschichten, Krimis, Fantasy- und Abenteuer-Romane, aber auch realitätsnahe Romane mit Spannung und „Action“.
Um die Leseinteressen der Lerngruppe einzubeziehen kann man mehrere Hörbücher zur Auswahl anbieten und die Schülerinnen und Schüler entscheiden lassen, zu welchem Hörbuch das Training stattfinden soll. Denkbar ist außerdem, dass Gruppen gebildet werden, die das Training mit verschiedenen Texten durchführen.
Besonders bei der Auswahl eines Hörbuchs für jüngere Kinder ist darauf zu achten, dass der Text nicht zu schnell gesprochen wird, damit die Kinder beim Mitlesen nicht überfordert werden. Leider gibt es bislang hierfür nur wenig geeignete Hörbücher. Bei einigen Abspielgeräten kann die Laufgeschwindigkeit reduziert werden (pitching). Das kann für das Mitlesen von großem Vorteil sein.
Dauer
Um wirksam zu sein, sollte dieses Training wöchentlich mehrfach über einen Zeitraum von 4 bis 5 Monaten durchgeführt werden.
Literatur
Steffen Gailberger: Lesen durch Hören. In: Deutsch. Unterrichtspraxis für die Klassen 5 bis 10. Heft 26/2011, Seelze, S. 21-22
Steffen Gailberger: Lesen durch Hören. Weinheim und Basel 2011
Redaktionell verantwortlich: Erna Hattendorf
Der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ist ein Service des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (Berlin) und des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg.